Saturday, April 21, 2018

ANKÜNDIGUNG: Öffentliche Pfingsttagung 2018 in Istein (Deutschland) und Arlesheim (Schweiz)


„Groesser Wunder selten ie geschah.“



Die Arlesheimer Ermitage als Gralsgebiet
und ihr historisches Gegenbild auf dem Isteiner Klotz

Amsterdam/Arlesheim, den 21. April 2018 -  Im Gedenken an den schweizerischen Gralsforscher Werner Greub, Autor des 1974 vom Goetheanum, Freie Hochschule für Geisteswissenschaft in Dornach herausgegeben  Buches Wolfram von Eschenbach und die Wirklichkeit des Grals, veranstalten das Willehalm Institut für Gralsforschung (Amsterdam) und das Lichteurythmie Ensemble Arlesheim (Schweiz) vom 18. bis 21. Mai eine Pfingsttagung in Istein und Arlesheim unter dem Titel „Die Arlesheimer Ermitage als Gralsgebiet und ihr historisches Gegenbild auf dem Isteiner Klotz“ mit Vorträge, Möglichkeiten zur Aussprache, künstlerische Darbietungen und Wanderungen u.a. zum Ort des von Werner Greub lokalisierten Gralsgebiet (siehe das obige Bild der Arlesheimer Ermitage aus dem 18. Jahrhundert).

Tagungsprogramm


Bild Isteiner Klotz aus dem 18. Jahrhundert

Freitagabend, den 18. Mai


20:00 Uhr: Auftakt  mit einem Vortrag von Robert J. Kelder, Leiter des Willehalm Instituts, unter dem Titel: „Der Isteiner Klotz als Standort im 9. Jahrhundert des Wunderschloss  Shastel marveil des Sizilianischen Magiers Klingschor  aus Wolfram von Eschenbachs Parzival“ im Festsaal „Die Alte Schule“, Nikolaus-Däublin-Weg 2, D-79588 Efringen-Kirchen in der Nähe vom Isteiner Klotz. Mit kurze Beiträge von dem Elsässischen Graf Christian von Andlau, Gründer des Vereins „La Route du Gral“ (Strassburg) und Inhaber eines Masters der Geschichte, und vom Schweizer Gralsfoscher Urs Strebel. Aussprache.

Pfingstsamstag den 19. Mai

15.00 Uhr: Eröffnung durch Graf Christian d’Andlau, ein Nachkomme von Balbina von Andlau, die zusammen mit dem Domherrn Heinrich von Ligertz, 1785 in der Ermitage ihren Englishen Garten eröffnet hat, mit einem Vortrag „Die Arlesheimer Ermitage als das Gralsgebiet Terre de Salvaesche im 9. Jahrhundert aus dem Parzival“ im Festsaal des Tagungsortes,  Sonnenhof, Obere Gasse 10, in Arlesheim. Beitrag von Urs Strebel. Aussprache.
20:00 Uhr: Künstlerischer Abend mit Rezitation aus dem Parzival (5. Buch) durch Karin Croll und Eduardo Hasselberg, mit Leiermusik gespielt durch  Barbara Hasselberg.

Pfingstsonntag, den 20. Mai

09:00 Uhr: Künstlerischer Einklang, Pfingststimmung und Rezitation aus dem Parzival (16. Buch).
10:00 Uhr:  Betrachtungen und ein Vortrag von Robert J. Kelder  „‘Groesser Wunder selten ie geschah‘ – Die welthistorische Bedeutung des neuen Gralskönigtums von Parzival unter dem Stern von Munsalvaesche am Pfingsten, den 13. Mai 848 in der Arlesheimer Ermitage“
 15.00 Uhr: Wanderung zu dem von Werner Greub lokalisierten, (noch) nicht archäologisch verifizierten Standort der Gralsburg „Munsalvaesche“ auf dem Berg Hornichopf 
20:00 Uhr:  EURYTHMIEAUFFÜHRUNG. Die Legende der  heiligen Odilie von Nora Stein von Baditz.  Lichteuryhtmie-Ensemble Arlesheim – Schweiz. Leitung Thomas Sutter

Pfingstmontag, den  21. Mai

09:00 Uhr:  Spaziergang durch die Ermitage und Odilien-Felsen zu der Felsenspalte auf dem Höhleberg als Ort, wo sich Odilie, nach Angaben Rudolf Steiners, auf der Flucht vor ihrem Vater Echtigon versteckt haben soll.
11:30 Uhr: Abschlussplenum und Voraussicht auf möglich neue Projekte und Vorhaben
12:30 Uhr:  Ende der Tagung


Tagungsorte:             Festsaal „Die Alte Schule“ Nikolaus-Däublin-Weg 2, D-79588                                                                          Efringen-Kirchen
                                   Sonnenhof, Obere Gasse 10, CH-4144 Arlesheim
Eintrittspreise:         Richtsatz: Ganze Tagung SFR 200.00/ € 170.00; Rentner/Studenten: SFR 150/                                     €125.  Pro Vortrag/Spaziergänge/Künstlerische Darbietung in der Schweiz SFR                                    30.00/ 20.00). In Istein: Richtbeitrag: €20.00; Rentner und Studenten €15.00
Anmeldung:               Thomas Sutter, Dorfgasse 2 CH-4144 Arlesheim. Email: licht@eurythmie.com;                                     Tel. +41 (0)617039417
Bankverbindung:      Thomas Sutter, Lichteurythmie-128; IBAN:  CH 44 0023 3233 8136 1740U 
                                    SWIFT / BIC:  UBSWCHZH80A                        
Willehalm Institut:    Robert J. Kelder, Kerkstraat 386A, Nl-1017 JB Amsterdam  Tel. +31                                      (0)20 6944572; +31 06 23559564; http://willehalm-institut.blogspot.nl/ wo                                      dieses Programm mit weitere Hintergrundinformation zu lesen ist. Die Englische                                             Fassung dieser Ankündigung ist hier zu lesen: http://willehalminstitute.blogspot.nl


Hinweise

Diese Tagung erfolgt 16 Jahre nachdem im Willehalm Institut Nachrichtenblatt Jrg. 1, Nr. 1 von Mai 2002 ein Artikel „Von Chastel Marveil nach Munsalvaesche - Kosmopolitische Burgenwanderung von Istein über Basel nach Dornach/Arlesheim – Neugründung der Eremos-Gesellschaft für Gralsforschung“ publiziert wurde mit ausführliche Begründungen aus dem Werk von Werner Greub über die von ihm erschlossene Standorte der Gralsburg in Arlesheim und der Gegenbrug in Istein (nachzulesen online auf www.willehalm.nl unter Archief mit einem Artikel „Arlesheim in. 9. Jahrhundert“ aus dem Wochenblatt für das Birseck und Dorneck vom 4. April 1985).
Die Burgenwanderung unter Mitwirkung vom Grafen Christian d' Andlau fand statt, aber nicht die geplante Neugründung der Eremos-Gesellschaft. Dieser Verein wurde 1985, nach der Ausstellung im Ortsmuseum Trotte „200 Jahre Ermitage in Arlesheim“, wo erstmals auf die neue Gralsforschungen Greubs über dieses uralt Keltisches Heiligtum hingewiesen wurde, gegründet um diese Forschungen zu fördern und archäologisch gegebenenfalls zu verifizieren.
Sie vermochte sich aber nicht durchzusetzen, wonach sie sich unter dem neuen Namen Stiftung Verlag Willehalm Institut (nach dem gleichnamigen Epos Willehalm von Wolfram von Eschenbach über den mittelalterlichen Gründer des Oranienhauses, Paladin Karls des Gossens, Schutzheiligen der Ritter und einer der letzten Schutzherren des keltischen Christentums, siehe Bild unten) in Amsterdam ansiedelte und u.a. das Buch von Werner Greub 1999 auf English  (How the Grail Sites Were Found – Wolfram von Eschenbach as a Historian) und 2013 auf Holländisch (Willem van Oranje, Parzival en de Graal - Wolfram von Eschenbach als een Historicus) übersetzt und herausgegeben hat. Im Jahre 2002 erschien die Französische Übersetzung (La Quête du Gral – Wolfram von Eschenbach et la Réalité du Gral) in Genf mit einem Vorwort von Christian d’Andlau.



Bild von Willehalm im Streit mit den 15 Moorschen Könige von Cod 
(aus einem mittelalterlichen Manuskript)

Friday, April 20, 2018

HERAUSFORDERUNG ZUR GEMEINSCHAFTSARBEIT – Aufruf mit einem Geleit von Erwin Jaeckle an Germanisten, Romanisten, Keltologen, Geographen, Geologen, Astronomen, Archäologen um die Ergebnissen Werner Greubs in seinem 1974 erschienenen Werk 'Wolfram von Eschenbach und die Wirklichkeit des Grals' zu überprüfen.



Willehalm im Streit mit den 15 Könige von Cod 
(aus einem mittelalterlichen Manuskript)



EINFÜHRUNG

Dieser Aufruf  wurde in die Zürcher  Zeitschrift “Die Literarische Tat” vom 12. März 1976 von deren Redaktor, dem renommierten Schriftsteller, Journalisten und Politiker  Erwin Jaeckle publiziert,  der mit verschiedene Auszeichnungen honoriert wurde, u.a. dem Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis (1958),  dem Bodensee-Literaturpreis der Stadt Überlingen (1977) und dem Mozart-Preis der Goethe-Stiftung Basel (1986). Ich habe kurz vor seinem Tod in Jahre 1986 eine kurze Unterredung mit ihm gehabt, wobei er mir versicherte, dass ich in meinem Bemühen damals das Werk von Werner Greub zu fördern in Zusammenahg mt der Jubiläum-Ausstellung "200 Jahre Ermitage in Arlesheim" in dem Ortsmuseum Trotte, wo erstmals auf das Werk von Greub hingewiesen wurde,  mich auf seinem Namen berufen konnte. Soweit ich weiß, hat sich der Stand der Forschung bezüglich das Werk von Werner Greub aber seitdem nicht merklich geändert. Auch hat der Herausgeber dieses 1. Band einer Gralstrilogie von Zarathustra bis Rudolf Steiner, das Goetheanum, Freie Hochschule für Geisteswissenschaft in Dornach bis jetzt nichts unternommen um die Hoffnung dessen damaligen ersten Vorsitzenden Rudolf Grosse  zu erfüllen, dieses Werk möge „zu einem gründlichen wissenschaftlichen Gespräch führen.“ Wohl ist der 2. Band dieser Gralstrilogie im Jahre 2003 von seinem Sohn Markus Greub post-mortem im Selbstverlag herausgegeben unter dem Titel Vom Parzival zur Rudolf Steiners Wissenschaft vom Gral, mit darin ein Kapitell, wo der Autor sich mit seinen Kritikern gründlich auseinandersetzt in dem was er sogar einen „Gralskrieg um das Goetheanum“ nennt. In die Einführungen meiner englischen Übersetzung  seines Erstwerkes How the Grail Sites Were Found – Wolfram von Eschenbach as a Historian (erschienen als Buchausgabe im Jahre 2013 im Verlag Willehalm Institut, Amsterdam)  und  die der holländischen Übersetzung Willem van Oranje, Parzival en de Graal – Wolfram von Eschenbach als een Historicus (2009 erschienen ebenfalls im Verlag Willehalm Institut) bin ich näher auf diesen „Gralskrieg“ eingegangen. 2004 erschien dann der 3. Band Erwachen an Goethe.

Dieser Aufruf, vorangegangen durch das Zum Geleit, geschrieben  vom selben Autor am 24. März 1976,  wird hier zur Verfügung gestellt anlässlich der vom Willehalm Institut für Gralsforschung in Amsterdam und dem Lichteurythmie Ensemble Arlesheim geplanter Pfingsttagung 2018 in Istein und Arlesheim unter dem Titel „Die Arlesheimer Ermitage als Gralsgebiet und ihr historisches Gegenbild auf dem Isteiner Klotz“. Beide Texte wurden erstmals publiziert in der Herausgabe als Manuskript von Willehalm -Kyot – Der Gewährsmann Wolframs von Eschenbach (ISBN 90-73932-01-7) von Werner Greub  durch das Willehalm Institut im Jahre 1991 mit einer Dokumentation zur Vorgeschichte dieser Publikation. (RJK)


ZUM GELEIT

Bevor ich 1967 in Stuttgart meine Botschaft der Sternstrasse veröffentliche, habe ich mich ein Leben lang mit Wolfram von Eschenbach beschäftigt und mich seiner Welt in Rahmen anderer mittelhochdeutscher Studien versichert. Ich hab dabei immer die gängige Lösung der Kyotfrage bezweifelt, weil man mit einem „fiktiven Gewährsmann“ des Märchens“den strengen sittlichen Gehalt des Parzival-Sakraments verschattet, indem mam den Dichter ausweichende, ja verschmitzte Motive der Legimitation oder aber einen völlig unzeitgemässen Kunstgriff zumutet. Eine Fiktion ähnlicher Art gibt dem dichterischen Auftrag jener Zeit eine Stellung, die nach der Renaissance  und späteren Originalitätsbegriffen allenfalls verständlich wäre. Sie widerspricht aber dem mittelalterlichen „Tugendensystem“und dem Range der Dichtkunst in ihm zutiefst. Leider konnte ich meine Vermutung anderer Arbeitslasten wegen nicht durch eine umfängliche Untersuchung erhärten. Dass sich die Wissenschaft auf Grund der Forschungen Greubs dessen annehme wollte ich mit einem Aufruf in die Literarische Tat vom 12. März 1976 erreichen. Dieser sei hier überzeugt wiederholt, weil Werner Greub seine Anliege mit ebenso großer Überzeugungskraft wie bescheiden werbend vorträgt. Beidem hätte man ritterlich Rechnung tragen. Greub will nicht behaupten, sondern mitarbeiten. Ihn anzuhören, gereichte der Wissenschaft zur Ehre.


HERAUSFORDERUNG ZUR GEMEINSCHAFTSARBEIT

Ej. Man kenn der Stand der Forschung, die sich außerhalb inhaltlicher vorab sprachkritische Mittel bediente. Wolfram von Eschenbach, der über vierzigtausend Verse gedichtet hat, ist neben Liedern der Verfasser dreier Epen. Sie werden heute unter Berichtigung der Folge, wie sie der Herausgeber der ersten kritischer Ausgabe, Karl Lachmann, 1833 gesehen hat, zeitlich vom Parzival – nach 1200, 1203 und 1204 – über den Willehalm – 1212 bis 1217 – zum Titurel – nach 1217 – hin geordnet, wobei man zugesteht, dass die Arbeit am Parzival zu Teilen über verschiedene Fassungen und Zeitgeschichten hin gediehen ist.

Joachim Bumke, der sich mit allen Fragen (Stuttgart 1964) erneut beschäftigte, musste zugestehn, dass vor allem über der Abklärung der Überlieferung ein Unstern gestanden habe.  Dennoch wird als gesichert angenommen, dass der Textüberlieferung mit dem unvollendet geblieben Conte du Graal von Chrestien de Troyes  und der Estoire dou Graal von Robert de Boron begonnen habe. Obzwar Wolfram von Eschenbach sich auf einen unbekannten Kyot als Gewährmann berufen habe, müsse als seine Hauptquelle Chrestien gelten. Wörtliche Berührungen – sie können selbstverständlich auch einer gemeinsamen dritte Vorlage entstammen, meinen wir – stellten die direkte Abhängigkeit sicher. Das schließe eine große Selbstständigkeit des Bayern nicht aus.  Diese betreffe vorab den Gral selbst, dann aber dessen Verbindung mit den neutralen Engeln, der heidnischen Astronomie und die Verwandschaftsverhältnisse.

Die neuere Artusforschung wirft zu Recht ein, dass Wolfram zu einer vor-Chretienschen Parzival-Gral Überlieferung gehabt habe.  Orientalische Quellen können für manche Stellen nicht ausgeschlossen werden. Auffallend sei die stattliche Reihe echter orientalischer Ortsnamen im Parzival und die Tatsache, dass Wolfram offensichtlich mit den politischen Konstellationen im Orient vertraut ar. Zudem können lateinische Quellen nachgewiesen werden. Auch wenn sich Wolfram auf seinem Gewährsmann Kyot berufe, sei gewiss, dass der Conte du Graal als Hauptquelle bezeichnet werden müsse; Wolframs Berufung verdiene kein Vertrauen, sie gehöre ins Reich der Fabel. Auch wenn man die Frage einer Gral-Sonderquelle offen lasse, habe sich die Wolfram der berufung ledilich bedient, um seiner ãventiure Glaubwürdig zu machen.

Das meiste von all dem wird von Werner Greub in seiner umfänglichen Arbeit  Wolfram von Eschenbach und die Wirklichkeit es Grals mit so dichten und klugen Gedankengängen bestritten, ja evident berichtigt, dass die zünftige Forschung auf ihre Schlüsse zurückzukommen hätte. Das berechtigte Ansinnen stößt auf die fleißige Intelligenz von drei oder vier Lehrgenerationen, so dass eine Versteifung der erarbeiteten Haltung vorauszusehen ist.  Man müsste dabei allerdings hellhörig miterwägen, dass ein Forscher wie Wilhelm Wackernagel (1806-1869) geneigt was, Kyot für den nordfranzösischer Dichter Guiot de Provins zu nehmen. Paperlapapp meint allerdings die Forschung dazu. Das habe zur Voraussetzung, dass es eine zweite Quelle gegeben habe, sei der Gewährsmann aber fingiert, so bereitet die Erklärung weiniger Schwierigkeiten. Die Schwierigkeiten werden so zum Argument erhoben! Wolfram habe auch den Vater Sigunes, den Herzog von Katelangen, erfunden.

Werner Greub behauptet dagegen, dass der Willehalm mit der Herzog von Katelangen identisch sei, und er belegt seinen Gedankengang auf jede Weise, auch sprachlich. Wenn es ihm aber gelingt, den Herzog Kyot von Katelangen historisch glaubhaft zu machen, müsse man die Grafe nach den anderen Kyot, dem Gewährsmann, doch wohl erneut überprüfen. Greub versteht Kyot von Katelangen als Kyot den Provenzal, den er mit Willehalm identifiziert und damit die Vita Willehalms berichtigt.

Wolframs Kyot-Willehalm von Katelangen lebte vierhundert Jahre vor dem Dichter. Durch ihn wäre die Sternweisheit über elf Generationen hinweg in Wolframs Parzival eingegangen. Greub erhärtet seine Behauptung über hunderte von Seite hin – so glauben wir – schlüssig. Er tut es, indem er seine Arbeitshypothese umsichtig überprüft und klärend darlegt.

Für Greub wird die Willehalm-Dichtung Brücke zum Parzival. Willehal ist mit Kyot von Katelangen und dem Provenzal identisch. So hätte denn Kyot der Provenzal als Augenzeuge des grals-Geschehens Wolfram von den Sternständen des 9. Jahrhundert gezeugt und sie überliefert. Damit verlegt Greub das Grals-Geschehen in jenes Jahrhundert zurück, und er überprüft seine Thes mittels der Planetenkonstellationen des Jahres 848, die er errechnet und durch das Luzerner Planetarium mit Erfolg wiederholen lässt. Er überprüft überdies die Genealogie der Überlieferungskette jener elf Generationen mit einleuchtendem Ergebnis.
Unter solchen scharfsinnig und kenntnisreich durchgeführte Voraussetzungen versteht Greub Wolfram über den großen Dichter hinaus als traditionsgetreuer Historiker.  Er nimmet ihn deshalb auch in seinen geographischen Angaben ernst, die er mit gesunder Überlegung und genauem Zirkel angeht. Es gelingt ich, die frühen Gralsorte, die man aus einer anderen Gralstradition heraus nach Sudfrankreich und in spätere Zeit verlegte, in der Oberrheingegend zwischen Arlesheim und Colmar anzusiedeln.

Auch hier überraschen die Ergebnisse: Munsalvaesche,  die Gralsburg, wird südöstlich von Arlesheim auf den jurassischen Hornikopf verlegt, die Klause, der Sigune, die Höhlen des Trevrizent, sowie weitere gralsorte werden neu sichtbar.

Fasst man die Ergebnisse Werner Greubs zusammen, so geben diese anhand der historischen Quellen des Wolframschen Parzivals vom planetarisch ermittelten Datum der Gralskönigschaft  her eine Fülle vielfältig abgesicherter weiterer Daten und zugleich die Örtlichkeiten der Gralsgeschichte, von denen Wolfram berichtet.

Eine Provokation solcher Art dürfte eine Wissenschaft, die sich bisher lediglich der VermUtungen bediente, nicht unbeachtet lassen. Die Ergebnisse Werner Greubs müssen von Germanisten,  Romanisten, Keltologen, Geographen, Geologen, Astronomen, Archäologen überprüft werden. Der Anlass lohnte.

Das Forschungsergebnis Greubs nimmt Wolfram von Eschenbach vorab als Geschichtsschreiber. Es verlegt das Gralsgeschehen ins 9. Jahrhundert zurück, datiert die Ereignisse und gibt ihn Ort. Kyot, der Provenzal erweist sich so als Autor der durch Wolfram ins Mittelhochdeutsche übergenommenen Epen. Er ist Zeitgenosse, Augenzeuge, Mitgestalter der Ereignisse. Es gelingt Greub, selbst die Frage zu klären, warum der Gewährsmann, der „meister wol bekannt“, nicht mehr bekannt ist, und er vermag ferner die dreifache Konjunktion von Saturn und Jupiter im Sternbild der Fische des Gralsjahres 848 als jene der drei Könige über der Krippe des Jahres 7. v.Chr. zu erkennen. All dies so fabelhaft, wie es fabelhaft ist. Man nehme diese Anzeige, die so reiche Beweisketten und ihre Triangulation nicht zu wiederholen vermag, als Herausforderung zur Gemeinschaftsarbeit, die aber aller Polemik vorn die Sache zu fördern hätte.


Werner Greub: Wolfram von Eschenbach und die Wirklichkeit des Grals, Philosophisch-Anthroposophischer Verlag. Dornach-Schweiz 1974.







   
  

Thursday, April 19, 2018

ARLESHEIM IM 9. JAHRHUNDERT - Artikel im Wochenblatt für das Birseck und Dorneck Nr. 14 vom 4. April 1985


Die Ausstellung „200 Jahre Ermitage in Arlesheim" im Heimatmuseum Trotte hat erneut auf das Buch Wolfram von Eschenbach und die Wirklichkeit des Grals * von Werner Greub aufmerksam gemacht. Wie kommt der Autor dazu, die Arlesheimer Ermitage-Gegend als das zentrale Gralsgebiet "Terre de Salvaesche" aus Wolframs Parzival zu bezeichnen? Und warum gerade das 9. Jahrhundert als historischer Hintergrund? Nun, wer eine erschöpfende   Antwort darauf haben möchte, der möge das Werk Greubs selber zu Rate ziehen. Hier soll lediglich anhand eines Stiches von G.F. Gmelin «Entree de la Solitude romantique d'Arlesheim» (1789) beispielhaft gezeigt werden, wie die Gralstätten in Arlesheim gefunden wurden. Ferner geben wir hier mit freundlicher Genehmigung der Trotte-Kommission einen Text von Robert J. Kelder «Die Ermitage als Gralsgebiet» wieder, der (ohne die Anmerkungen) in der oben genannten Ausstellung aufgestellt wurde.

Entrée de la Solitude romantique d'Arlesheim – Wolframs "Fontane La Salvatsche"

Arlesheim, Ostern 848

An einem eiskalten Karfreitag – nach den Berechnungen Greubs auf Grund der astronomischen Angaben Wolframs in «Parzival» war es am 23. März 848 –  reitet Parzival durch den Wald Brizljân gegen Fontâne la salvâtsche. An diesem Felsentoreingang zum Wald Soltane in Terre de Salvaesche wird er von einem frommen Einsiedler willkommen geheißen. Es ist Trevrizent, der vor dem Felsentor steht. Wolfram sagt hier (P. 458, 26 ff.):

dem wirte wart der zoum verlán.                       
der zóch das ors under stein,                            
dâ selten sunne hin erschein:                             
daz was ein wilder marstal:                               
dá durch gienc eins brunnen val.  

Dem Gastgeber wurde der Zaum überlassen.
Der führte das Pferd unter die Felswand,
wo die Sonne selten hineinschien:
Hier war ein natürlicher Pferdestall.
durchflossen von einem Felsenquell.

Veranlasst durch eine mündliche Äußerung Rudolf Steiners, die Parzival-Trevrizent-Szene in der Ermitage zu suchen, hat Greub nach reichlichem Abwägen aller Gegebenheiten den von Gmelin gestochenen "Haupteingang zur Ermitage» als Wolframs "Fontâne la salvâtsche" identifiziert. Der anscheinend im Mittelalter oder schon früher angelegte und 1789 noch fließende Felsenquell ist links oben im Bild deutlich zu sehen. In diesem «wilden Marstall» scheint tatsächlich die Sonne nur selten: in den drei Wintermonaten gegen Abend. Auch der frühere Name «Solitude» für die Ermitage war für Greub aufschlussreich: Solitude = Soltane. Die Lokalisierung von Fontâne la salvâtsche passte außerdem lückenlos in den Gesamtzusammenhang der Parzival-Handlung. Sigune z.B. wohnt oberhalb des Fontâne la salvâtsche in einer Einsiedlerklause (am Ort der jetzigen Klause des Waldbruders), durch welche der gleiche Wildquell plätscherte (P. 435, 8), der den Felsentoreingang weiter unten durchfloß. Hier unten bindet ja auch Cundrie ihr Maultier fest, wenn sie samstags Sigune das Essen aus der Gralsburg (auf dem Hornichopf) bringt (P. 442,19-20):

immer swenn si kumt,                                      
ihr mûl dort stet,                                               
da der brunne ûzem velse gêt.

Wenn immer sie kommt,
lässt sie ihr Maultier dort stehen,
wo der Brunnen aus dem Felsen geht.

Parzival bleibt über Ostern bei Trevrizent (in der Grabes- und Auferstehungsgrotte an der östlichen Seite des Schlosshügels Birseck) und wird während dieser Zeit von dem frommen Einsiedler in das Mysterium der Menschwerdung Christi und in die Geheimnisse des Grals eingeweiht.

Am 7. April 848 verabschiedet sich Parzival von Trevrizent und reitet wieder in die Welt hinaus.

* Herausgegeben vom Goetheanum im Philosophisch-Anthroposophischen Verlag, Dornach 1974, 482 S.

Die Ermitage als Gralsgebiet

Arlesheim besitzt eine über tausendjährige Mysterientradition. Denn die keltischen Druiden, Odilie und das Iro-schottische Christentum, die Grals- und Artusritter, die Gottesfreunde, Rosenkreuzer und Freimaurer haben alle ihre Spuren in der Ermitage hinterlassen, wie dies ja Hermann Jülich in seinem Büchlein Arlesheim und Odilie beschrieben hat.

Die Bezeichnung "Gralsgebiet" für diese langjährige Mysterientradition Arlesheims wird zum Erlebnis, wenn man mit dem Gralsforscher Rudolf Steiner (1) unter dem "Heiligen Gral" alles dasjenige zu verstehen versucht, was mit der christlichen Erneuerung des seit dem 4. Jahrhundert im Abendland wiederauftauchenden morgenländischen Mysterienwesens zusammenhängt (2). Dann gewinnt auch die Vermutung, dass der römische Kaiser Julianus, Urheber der Wasseranlagen und Felsenaushölungen, zwecks Errichtung einer Mysterienstätte in der Ermitage gewesen ist, an Substanz, denn Julianus, der sich um die Mitte des 4. Jahrhunderts einige Zeit in Kaiseraugst aufgehalten hat, war leidenschaftlich bestrebt, überall die heidnischen Mysterien mit dem sonnenhaften Christentum zu verbinden (3).

Im allgemeinen wird nun angenommen – wenn man überhaupt dem Gralsgeschehen eine irdische Realität zubilligt –, dass das von Wolfram von Eschenbach in seinem Gralsepos Parzival beschriebene Gralsgebiet Terre de Salvaesche sich in den Pyrenäen befindet (Montségur), wo die zentralen Gralsereignisse im 12. Jahrhundert stattgefunden haben sollen (4). Mündlich überlieferte Angaben Rudolf Steiners deuten andererseits in Richtung Arlesheim und das 9. Jahrhundert (5). Da aber keine ausschlaggebenden Dokumente bekannt waren, blieb diese Frage unentschieden.
Seitdem hat sich jedoch diese Lage mit dem Erscheinen des Werkes Wolfram von Eschenbach und die Wirklichkeit des Grals von Werner Greub (6) merklich geändert. Denn mit diesem Forschungsbericht hat Greub aufgrund eines sorgfältigen Vergleichs des Urtextes vom Parzival mit der geographischen Wirklichkeit von Arlesheim, und durch zahlreiche philologische, astronomische und religionsgeschichtliche Betrachtungen versucht nachzuweisen, was von Rudolf Steiner aus der rein anthroposophischen Geistesforschung überliefert worden ist. Und auf dieser Grundlage stellt Greub der interessierten Öffentlichkeit sein Forschungsergebnis zur Diskussion (7):

Die Arlesheimer Ermitage war im 9. Jahrhundert Terre de Salvaesche, das Zentrum der damaligen Gralsereignisse.

Robert J. Kelder

Anmerkungen:

1. Rudolf Steiner hat sein die ganze Anthroposophie in Umrissen enthaltenes Werk Die Geheimwissenschaft in Umriss auch "Wissenschaft vom Gral" genannt.
2. Rudolf Steiner, Die Mysterien des Morgenlandes und des Christentums, Dornach, 1960.
3. Die Vermutung entstammt einem noch nicht veröffentlichten Manuskript von Werner Greub: Vom Gralschristentum zur Anthroposophie Rudolf Steiners. [Update: Erst nach den Tod von Werner Greub im Jahre 1997 veröffentlicht als Vom Parzival zur Rudolf Steiners Gralswissenschaft vom Gral im Jahre 2003 durch dessen Sohn Dr. Markus Greub.]
4. Siehe z.B. Otto Rahn, Kreuzzug gegen den Gral  (1. Auflage 1933). In dem 1984 erschienenen Buch Der Heilige Gral und seine Erben von Lincoln, Baigent und Leigh wird ohne Begründung behauptet (S. 44): "In Wolfram von Eschenbachs Parzival heißt es, dass die Gralsburg in den Pyrenäen gelegen habe und 'Munsalvaesche' genannt worden sei."
5. Ilona Schubert in ihrem Büchlein Selbsterlebtes im Zusammensein mit Rudolf Steiner und Marie Steiner (Basel, 1977) berichtet (S. 73), dass Rudolf Steiner die ganze Gegend der Arlesheimer Ermitage als Gralsgebiet bezeichnet habe, wo auch die "Schulung des Parzival durch Trevrizent stattgefunden hat". Nach Rudolf Steiner gab es mehrere Gralsburgen. Eine weitere Überlieferung Schuberts, wonach R. Steiner sagte, "dass die Gralsburg, wo Titurel und Anfortas den Gral hüteten, in Nordspanien war und später auf dem Montségur in Südostfrankreich", ist allerdings schwer in Einklang zu bringen mit dem Standort der von Wolfram beschriebenen Gralsburg. Denn aus dem ganzen Parzival-Text geht eindeutig hervor, dass sowohl Trevrizent als auch Sigune in unmittelbarer Nähe der Gralsburg wohnten (z.B. «etwa eine Meile», P. 426,13). Wenn man, wie Greub, den Parzival nicht als ein Märchen, sondern als ein wahrheitsgetreues geographisch-historisches Dokument betrachtet, kann also Wolframs Munsalvaesche nicht in Spanien oder Südfrankreich gewesen sein, sondern eben nur hier in Arlesheim. Siehe auch Emil Bock, Rudolf Steiner. Studien zu seinem Lebenswerk, Stuttgart, 1961, und Walter J. Stein, Weltgeschichte im Lichte des Heiligen Gral – Das neunte Jahrhundert, Stuttgart, 1977.